Plus Size Newsflash: Warum die Zeit reif ist für mehr Body Positivity
Kurvige Frauen auf Modemagazinen und Laufstegen, große Modemarken und Designer nehmen Plus Size Mode in ihre Kollektionen auf, immer mehr Plus Size Blogs zeigen, wie sexy kurvige Frauen sind: Plus Size ist vom Trend zur etablierten Alternative zu absurden Schönheitsstandards der Modeszene geworden. Höchste Zeit, dass wir uns den Plus Size Trend und die neue Body Positivity Bewegung einmal genauer ansehen!
Der Plus Size Siegeszug
Alles begann Mitte der 2000er in den USA mit ein paar mutigen Frauen, die es einfach satt hatten, sich für die Mode auf Konfektionsgröße 34/36 herunter zu hungern und deshalb beschlossen dem Magerwahn der Fashionindustrie ein Ende zu setzen. Die Plus Size Bewegung war geboren und entwickelte sich, dank prominenter Vorreiterinnen, wie Beth Ditto, die zuletzt für ihre eigene Plus Size Kollektion gefeiert wurde – oder Ashley Graham, die im Januar 2017 als erstes Plus Size Model überhaupt auf dem Cover der britischen Vogue glänzte, bereits nach ein paar Jahren zur ernstzunehmenden Alternative für Size Zero. Ende der 2000er Jahre liefen dann auf der Premiere der Full Figured Fashion Week in New York die ersten Plus Size Models über den Catwalk.
Plus Size Models erobern die Welt
Auf internationalen Laufstegen sind Curvy Girls inzwischen zum festen Bestandteil geworden und auch die Titelseiten der großen Modemagazine, wie z. B. Vogue, Elle oder Cosmopolitan, zieren immer häufiger selbstbewusste Frauen mit Kurven. Plus Size Models haben sich einen Platz in der internationalen Modeszene erkämpft und sind gekommen, um zu bleiben. Vor allem in den sozialen Medien ist Plus Size en vogue – da werden z. B. Instagrammer in den Mode-Olymp gehyped und Blogger entwickeln sich zu gefeierten Style-Ikonen einer neuen Generation von Frauen.
Plus Size Mode – auch für Männer
Die XXL Fashionistas von morgen sind eindeutig männlich: Der Plus Size Siegeszug beschränkt sich heute nicht mehr nur auf Frauen, auch immer mehr Männer schließen sich der Bewegung an. Als erstes internationales Male-Model mit Übergröße – die Modebranche spricht dabei von „brawn“, was so viel wie muskulös bedeutet – gilt Zach Miko. Er ist groß, er ist männlich und er ist alles andere als ein gewöhnliches Laufsteg-Model. Mit seinem ungewöhnlichen Look trifft Zach einen Nerv und die Fashion-Welt feiert ihn bereits als das neue männliche Supermodel. So weit ist die Plus Size Szene in Deutschland zwar noch nicht, aber es gibt auch bei uns bereits ein paar mutige Männer, allen voran beispielsweise Claus von extra-inches.de, die sich mit ihren Plus Size Blogs in die Öffentlichkeit trauen.
Plus Size in Deutschland: Mehr Schein als Sein?
Nachdem in den USA einige kurvige Ladies, wie z. B. Olivia Campbell, Hayley Herms oder Andrea Michelle, erfolgreich als Plus Size Models Karriere machen und auch Männer in Sachen Plus Size aufholen, steckt der Plus Size Trend in Deutschland bislang noch in den Kinderschuhen. Zwar rücken auch hierzulande Plus Size Fashionistas mehr und mehr in den Fokus der Medien, allerdings beweisen beispielsweise fragwürdige Fernsehformate, wie Curvy Supermodel auf RTL2 und auch das Fehlen von Plus Size Models bei Germanys Next Top-Model, dass wir hier noch erheblichen Nachholbedarf in Sachen Body Diversity haben.
Plus Size Brands & Big Size Shops wittern das große Geld
Mittlerweile haben auch die Designer, Marken und Modehäuser erkannt, dass die Erweiterung der Modewelt auf Plus Size Größen eine lukrative Einnahmequelle bedeutet. Öffentlichkeitswirksam verkünden sie auf einmal, dass Frauenkörper vielfältig und Kurven sexy sind. Ganz nach dem Motto: „Endlich denken auch die großen Marken und Modehersteller um und bauen ihr Größenangebot nach oben aus“ könnten wir jetzt fast vermuten, dass sich in der Modewelt wirklich was bewegt. Doch, dass Asos, Zalando und andere große Fashionriesen jetzt auch Plus Size Mode Linien in ihr Sortiment aufnehmen, hängt natürlich in erster Linie mit dem Profit zusammen, der dahinter steckt.
Mit der Plus Size Marketing Strategie zum Shitstorm
Dass die Kampagnen, mit denen Marken und Modehäuser ihre Curvy Fashion bewerben, dabei allerdings nicht immer den gewünschten Erfolg erzielen, dafür gibt es mittlerweile zahlreiche traurige Beispiele: So sorgte bspw. Calvin Klein durch die Verpflichtung von Myla DalBesio, die mit Konfektionsgröße 38 als Plus Size Model engagiert wurde, für einen Aufschrei der Empörung in den sozialen Medien und auch die jüngste Kampagne des spanischen Mode-Riesen Zara #loveyourcurves, für die auf Plakaten lediglich schlanke Frauen posieren, löste einen Shitstorm auf Facebook, Twitter und Co. aus. Das klingt für uns irgendwie nicht, als ob die Plus Size Revolution bereits weitgreifend in den Köpfen angekommen ist. Hat die Modewelt also doch nicht wirklich verstanden, was Plus Size ist und worum es der Bewegung dahinter geht?
Die Kehrseite der Medaille: Ist Plus Size ungesund?
Sind die Zeiten, in denen wir uns für das Schönheitsideal unserer Gesellschaft mit unzähligen Diäten heruntergehungert haben wirklich vorbei? Können wir uns dank dem Plus Size Trend endlich von gefährlich ungesunden Körpervorstellungen verabschieden? Ganz so einfach ist es leider nicht. Kritiker, wie bspw. Ina Holub – selbst Plus Size Model und Gast-Autorin des Vice Magazin – befürchten nämlich, dass Plus Size ein anderes, nicht minder gefährliches Schönheitsideal propagiert:
»Ich persönlich finde es ist immer gefährlich, körperlichen Extremen nachzueifern,
egal ob dünn oder dick. Beides ist ungesund, beides ist ab gewissen Grenzen nicht mehr ästhetisch
und beides ist eine Essstörung allererster Güte.« (Quelle: Ina Holub, Vice Magazin)
Die neue Body Positivity: Liebt euren Körper!
Entgegen dieser negativen Trend-Prognose steht jedoch aktuell ein Diskurs, der aus den USA allmählich auch zu uns herüberschwappt und die Liebe des eigenen Körpers zum obersten Gebot macht. Body Positivity oder auch Body Acceptance möchte Frauen ermutigen, zu ihrem Körper zu stehen und ihn wertzuschätzen. Die Botschaft: Plus Size, Maxi Size (ist das überhaupt eine Größenangabe?) oder doch eher Big Size? Ist doch völlig egal welches Größenschild ihr tragt, die Hauptsache ist, dass ihr gesund seid und euch in eurem Körper wohlfühlt! Die prominenten Botschafterinnen dieser stark feministisch geprägten Überzeugung, zu denen unter anderem das Plus Size Model Ashley Graham, Schauspielerin Amy Schumer und Sängerin Selena Gomez gehören, betonen, dass sie sich nicht als Gegenbewegung zu Plus Size verstehen, sondern werben dafür, dass alle Körper schön sind.
Fazit: Bye Bye Bodyshaming und Bienvenue Body Positivity
Fest steht, dass die weibliche Emanzipation in Sachen Körperwahrnehmung noch einen weiten Weg vor sich hat. Fest steht aber auch, dass es mit der Body Positivity Bewegung einen ersten vielversprechenden Ansatz gibt, der in den Social Media unter Hashtags wie #beautybeyondsize, #effyourbeautystandards, #celebratemysize, #sexycurves und #bodypositive bereits eine beeindruckende Resonanz hervorgerufen hat. Das lässt hoffen! Ob Body Positivity allerdings wirklich etwas daran ändern kann, wie wir uns und andere beurteilen und so zu einem gesünderen Umgang mit dem eigenen Körper führt, bleibt abzuwarten.
Wir finden jedenfalls, dass die Zeit reif ist für mehr Body Positivity: Das ewige Bodyshaming muss endlich aufhören! Seid selbstbewusst! Seid mutig! Seid alles, was ihr wollt!